Ein weihnachtlicher Gruß von Landesbischof Ralf Meister an die Christinnen und Christen aus der Ukraine

Nachricht Hannover, 24. Dezember 2022

Liebe Schwestern und Brüder,
Christus ist geboren! Wieder zieht in unseren Tagen diese Botschaft um die Welt. Überall sammeln sich Menschen, um Jesu Geburt in unserer Welt zu feiern. Gott kommt in die heillosen Verhältnisse unserer Zeit und wir finden darin Trost und Hoffnung für unsere eigene Gegenwart.
Ein ukrainisches Weihnachtslied beginnt sinngemäß so:

Die Nachricht ging um die ganze Welt:
Die Jungfrau Maria hat einen Sohn zur Welt gebracht.
Sie bedeckte ihn mit Heu, 
Und hat ihn in eine Krippe gelegt,
Den Sohn Gottes.

Wir hören, unter welchen Bedingungen Kinder in der Ukraine zur Welt kommen: Ohne zuverlässige Versorgung mit Licht und Wärme. Manche werdenden Mütter verlassen die Ukraine: Hochschwanger gehen sie ohne die Väter in ein Land, das sie nicht kennen, um ihre Kinder zur Welt zu bringen. Eine Zeit von Krieg und Flucht ist über Europa gekommen.
Weihnachten ist ein Fest mit Kindern und ein Fest der Familie. Wir erinnern uns an Bräuche in der eigenen Kindheit. Wir beschenken und besuchen uns. Und gleichzeitig fehlen uns die Menschen, die nicht mehr unter uns sind oder mit denen wir nicht zusammen sein können. Sie sind im Krieg. Sie halten aus unter den bedrängenden Umständen in der Ukraine. Die Verbindung über elektronische Medien hilft, aber sie ist kein Ersatz, wenn die Familie nicht zusammen sein kann. Sorge, Angst und Trauer schmerzen in diesen Tagen besonders.
Er kam in sein Eigentum, doch die Seinen nahmen ihn nicht auf (Joh 1,11). Für Jesus, in dem Gott zur Welt kam, gab es keinen Raum in der Herberge. Kurz nach der Geburt musste sich die Familie auf die Flucht begeben. Verfolgt und abgelehnt war er von Beginn an unter den Menschen. Doch es gab auch Bewahrung. Es gab Hilfe in der Verfolgung. Und in seinem Antlitz veränderte sich die Welt. In jedem Kind, das heute leidet, erkennen wir das Angesicht Gottes. In jedem Kind, das Liebe erfährt, setzt sich die Weihnachtsbotschaft fort.
Christus ist geboren! Jedes Jahr wird die Freude darüber wachgerufen und die Friedensbotschaft neu verkündet. So viel Unheil und Unrecht überschatten diese Tage und dennoch ruft diese Botschaft uns zur Freude und Gewissheit. Keine Sorge ist damit geheilt, gewiss. Aber Gott ist in unsere Wirklichkeit geboren. Gerade die unerlöste Welt wählt er sich zur Heimat, damit etwas darin aufleuchtet, was uns aushalten hilft und Hoffnung gibt.
Ich wünsche Ihnen, dass Sie während dieser Feiertage ein wenig von Gottes Nähe erleben können. Mögen Sie in Deutschland Menschen finden, die zu Geschwistern im Glauben und zu Freundinnen und Freunden für Sie werden. Ich wünsche Ihnen Kraft und eine beständige Hoffnung. Wir warten sehnlich auf den Frieden Gottes und seine Gerechtigkeit in unserer Welt. Schon ist himmlisches Licht auf den dunklen Feldern erschienen. Ein Stern ist aufgegangen. Wir folgen seiner Botschaft, bis er auch bei uns stehenbleibt und wahr wird, was verkündet ist:
Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden.
Gott segne Sie und ihre Familien, hier und in der Ukraine!

Ihr
Ralf Meister
Landesbischof der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers

Landeskirche Hannovers