„In diesem Jahr will ich endlich etwas Modernes in Türkis – nicht immer denselben alten Kram am Baum.“ Ich beobachte ein Paar vor dem überwältigenden Angebot an Weihnachtsdekoration.
Sie plädiert für Neues, er verteidigt das Vertraute. Man sieht ihm an, wie sehr er am Gewohnten hängt – vielleicht mag er auch einfach kein Türkis, wer weiß?
Immer derselbe alte Kram? Kaum eine Zeit ist so von Ritualen, vertrauten Klängen und Düften durchzogen wie die Advents- und Weihnachtszeit. Jahr für Jahr holen wir dieselben Kisten hervor, hören dieselben Lieder, dieselben Worte: „Es begab sich aber zu der Zeit …“ Weihnachten ist Wiederholung – und Wiederholung heißt, sich etwas wieder zu holen. Genau das tun wir:
Wir holen uns Vergangenes zurück ins Heute.
Vor allem das Weihnachtsgefühl der Kindheit. Diese Welt der Geborgenheit, in der Wünsche noch erreichbar schienen – Eisenbahn, Puppenhaus, die Familie beisammen. Eine Zeit, in der die Freude am Kleinen mit den großen Träumen im Gleichgewicht war. Für ein paar Stunden holen wir den Glauben an Wunder zurück – den Glauben, dass das Gute möglich bleibt. Denn wer an Weihnachten nicht an Wunder glaubt, wird bald an gar nichts mehr glauben.